Der Jupp muss wech!

oder DIE EMSCHERLANDTRANSFORMATION

Eine absurde Posse mit Musik und Gesang von Herbert Knorr

Ja, ihr habt euch nicht verlesen, unsere Manege wird zur Bühne. Mit der Uraufführung (!) der turbulenten Posse „Der Jupp muss wech!“ präsentieren wir (auch) absurdes (!) Theater. Viel Live-Musik und Gesang ist auch dabei. Ein Abend für viele Sinne! Vordergründig geht es um eine in die Jahre gekommene Ehe, um junge Leute und alte Liebschaften, man betrügt, hintergeht und versöhnt sich.

„Der Jupp muss weg“ - vom Regisseur Wolfram Lenssen inszeniert als COMMEDIA DELLA RUHR - ist eine skurrile, mitunter derbe Kostümkomödie mit gleich fünf Paaren aus drei Generationen sowie ein spannendes Verwirrspiel um falsche und richtige Identitäten in lebhaften Zeiten rasanter Transformationen – mit viel absurdem Nonsense, kurioser Gesellschaftskritik und vielleicht sogar tieferer Bedeutung? Die Inszenierung liefert jedenfalls einen unterhaltsamen Jux um Liebe, Mord und Totschlag. Aber Achtung, mitunter kann das Lachen auch im Halse stecken bleiben! Wer aber Sinn und Humor für Skurriles, Groteskes und Absurdes hat, ist beim Jupp richtig.

Das Publikum erwartet ein Kuriositätenkabinett allererster Güte, es kann staunen über bizarre Absurditäten oder Wunder nehmen über barbarische Herzlosigkeiten und rührseligste Rührseligkeiten. Es muss den Schrecken von Lebewesen aus längst vergangenen Zeiten ertragen, einer ganz speziellen Art der homo sapiens, auch Ruhris genannt, die nicht mehr wissen, wer sie sind und wo sie hingehören, exotische Geschöpfe, die verzweifelt ihr Glück suchen, so oder so.

Uraufführung/Premiere
FR 25. August 2023 | 19.00 Uhr | Circus Travados, Unna

Weitere Aufführungen
SO 27. August 2023 |18.00 Uhr | Circus Travados, Unna
SA 28. Oktober 2023 | 19.00 Uhr | Circus Travados, Unna
DO 28. März 2024 | 19.00 Uhr | Rohrmeisterei, Schwerte
SA 04. Mai 2024 | 19.00 Uhr | Consol Theater, Gelsenkirchen
SA 11. Mai 2024 | 19.00 Uhr | Consol Theater, Gelsenkirchen
Bei entsprechender Nachfrage wird es für Aufführungen im Circus Travados weitere Termine geben. 2024 geht das Stück auf Gastspielreise in die Region. Mehr Informationen dazu finden sich zur gegebenen Zeit hier.

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Das Projekt

Das Projekt „Der Jupp muss wech!“ ist ein Netzwerkprojekt der Kulturregion Hellweg unter Federführung von BEMPOSTA e. V. (Circus Travados), das sich zum Ziel gesetzt hat, die Uraufführung des gleichnamigen Stückes umzusetzen und das Stück in der Region und darüber hinaus bekannt zu machen – auch deshalb, weil die drängenden Themen des Stücks – Strukturwandel, Bergbautradition, Tranformation, soziale Folgen, Identitätsfragen -, die diese Region betreffen, kaum oder gar nicht auf den Spielplänen der Theater an Lippe, Emscher und Ruhr zu finden sind.

Kooperationspartner und Spielstätten des Netzwerkprojektes sind: Tagungs- und Kulturzentrum Bad Sassendorf (Hof Haulle), Gemeinde Bönen mit Turm Zeche Königsborn ¾ (Ostpol Ruhrgebiet), Stadt Gelsenkirchen (Kulturamt) und Consol Theater Gelsenkirchen, Stadt Hamm (mit Kurparktheater), Stadt Lünen mit Heinz-Hilpert-Theater, Kreis Unna, Kreisstadt Unna und Rohrmeisterei Schwerte.

Schauspielensemble

  • Jupp: Hans Peter Krüger

    © Helmut Schlingensiepen

    Jupp: Hans Peter Krüger

    © Helmut Schlingensiepen

    Hans-Peter Krüger (Jupp), studierte Literatur- und Theaterwissenschaft in Bochum und war danach an verschiedenen Theatern in Bielefeld, Dortmund, Essen, Mannheim, Osnabrück und Potsdam engagiert. Seit 1987 lebt er in Dortmund und arbeitet als freier Regisseur, Autor und Schauspieler. 19 Jahre lang gehörte er zum Ensemble vom Dortmunder „Geierabend“. 1997 erhielt er für sein Stück „Die Aufschreiberin“ den Dramatikerpreis des Bundes der Theatergemeinden, 2002 für sein Jugendstück „Feuer und Flamme“ ein Autorenstipendium des Staatstheaters Dresden. Als Schauspieler und Comedian wurde er 2012 mit dem Tana-Schanzara-Preis ausgezeichnet.

  • Martha: Veronika Maruhn

    © privat

    Martha: Veronika Maruhn

    © privat

    Veronika Maruhn (Martha) ist seit 1990 als Schauspielerin und Sängerin auf städtischen und freien Bühnen zu sehen (u.a. in Erfurt, Münster, Leipzig, Duisburg, MIR Gelsenkirchen). Gastspielreisen führten sie durch Deutschland, die Schweiz, Luxemburg, Frankreich und Japan. Bei den Ruhrfestspielen 2014 war sie in der Sprechpartie im Rahmen der Opernaufführung „Iokaste“ zu sehen. Im Jahr 1986 gründete sie das Theater Zebula, mit dem sie seither über 100 Inszenierungen für Museen, Stadttheater und Kulturämter erarbeitet hat. Zuletzt spielte sie in dem Schmuggel-Schwank „ Grenze, Grips und viel Genever“. www.veronikamaruhn.de

  • Emma: Caroline Keufen

    © Meike Willner

    Emma: Caroline Keufen

    © Meike Willner

    Caroline Keufen (Emma) studierte Schauspiel an der Theaterakademie Spielstatt Ulm und fand in Wuppertal als selbständige Künstlerin den Boden für vielfältige interdisziplinäre Projekte. Sie veranstaltet und inszeniert literarische Spaziergänge und multimediale Performances und arbeitet als Sprecherin und Moderatorin. Sie liebt den direkten Kontakt zum Publikum, das Spektakel unter freiem Himmel und nicht zuletzt die Komödie. Mit eigenen Inszenierungen und im Ensemble ist sie mit interaktiven Theaterparcouren, Dinner Shows und Walking Acts auch international unterwegs. In der aktuellen Spielzeit ist Caroline Keufen in FORTUNA erstmals im Theater Freundenhaus Essen zu sehen.

  • Hans Wurst: Peter Mustafa-Daniels

    © Emil Schwarz

    Hans Wurst: Peter Mustafa-Daniels

    © Emil Schwarz

    Peter Mustafa-Daniels (Hans Wurst) wurde 1983-87 an der Hannoveraner Hochschule für Musik und Theater zum (Diplom-)Schauspieler ausgebildet. Engagements folgten in Bonn, Neuss, in Celle, in Lünen, Osnabrück, Hannover oder Stuttgart. Im TV war er u. a. im Tatort oder den Serien Derrick, Requiem, Sekt oder Selters und der Lindenstraße zu sehen. Von 2001-2012 hatte er einen Lehrauftrag an der Folkwang Universität der Künste Essen. Als Sprecher war er für Deutschlandfunk, WDR, Radio Ulm und in der freien Wirtschaft beschäftigt. Theaterregie führte er in Köln, Hannover, Aachen, Bonn oder Stuttgart; auch war er als Schauspiel-Coach unterwegs. Zurzeit ist er als Schauspieler und Regisseur am Urania Theater in Köln engagiert, sowie als Dozent an der KHM Köln.
    www.peter-m-daniels.de

  • Heiopei: Thos Renneberg

    © privat

    Heiopei: Thos Renneberg

    © privat

    Thos Renneberg (Heiopei, Dummer August) ist gebürtig aus Essen und dem Ruhrgebiet verbunden geblieben. Zu Beginn seiner Karriere verdiente er sich allerdings seine Sporen am Prinzregent-Theater in München, an der Deutschen Oper am Rhein und am Schauspiel Köln. Mit dem Theater Narrattak tourte er seit 1990 von Nordholstein bis zur Steiermark. Sein Lebensmittelpunkt blieb jedoch immer der Ruhrpott mit seinen einzigartigen Menschen. Hier ist mit verschiedensten Engagements als Schauspieler, Lehrer und Regisseur unterwegs. Im Theater Freudenhaus in Essen ist er aktuell in „Stillstand” und „Fortuna oder die Suche nach dem Glück“ zu sehen.

  • Tommi: Joeri Burger

    © Carmen Körner

    Tommi: Joeri Burger

    © Carmen Körner

    Joeri Burger (Tommi) wurde in NL geboren, machte seine Ausbildung an der Fachschule der Künste in Amsterdam und ergänzte sie durch Gesangsunterricht, Kameratraining sowie Impuls- und Improvisationstheater. Als Schauspieler verkörperte er Rollen in der West Side Story, Jesus Christ Superstar, Cabaret, Die Schöne und das Biest, Robin Hood und The Fantastiks. 2013 verkörperte er die Titelrolle des gleichnamigen KJT- Weihnachtsmärchen „Pinocchio“ . Seit 2010 gehört er zum Ensemble der Kölner Schauspielgruppe "Filmtheater", wo er in verschiedene Stücke in Haupt – und Nebenrollen zu sehen ist. 2022 produzierte er eine eigene Produktion „Abends in der Firma“, in der er selber mitspielt, singt und tanzt.

  • Esmahan/Penelope: Simone Röbern

    © Thomas Eicher

    Esmahan/Penelope: Simone Röbern

    © Thomas Eicher

    Simone Röbern (Penelope / Esmahan) ist Schauspielerin, Autorin und Coach und lebt in Bochum.
    Sie arbeitet für verschiedene Theater, als Sprecherin und schreibt Kurzgeschichten. Seit einigen Jahren
    arbeitet sie als Coach in der systemischen Beratung mit Jugendlichen und Erwachsenen.

  • Roy/Odysseus: Thorsten Strunk

    © privat

    Roy/Odysseus: Thorsten Strunk

    © privat

    Thorsten Strunk (Roy/Odysseus), geboren in Lemgo, wohnhaft in Bochum. Seit 1992 freier Schauspieler. Stationen u.a.: Theaterlabor Bielefeld, Schauspielhaus Bochum, Kindertheater AugenBlick Düsseldorf, Salto Theater Dortmund, Theater an der Luegallee Düsseldorf, Das Vollplaybacktheater (VPT) Wuppertal, Theaterpädagogische Werkstatt Osnabrück, Theater im Depot Dortmund. Seit 2015 Theaterpädagoge (BuT©). Verschiedene Regiearbeiten u.a.: 2022 „Die menschliche Stimme“ von Jean Cocteau und „Herta Liebig – Höhepunkte einer Pharmareferentin“. Aktuell zu sehen in verschiedenen Produktionen im Theater Freudenhaus Essen oder KRESCHtheater Krefeld.

  • Chiara: Susanne Zambelly

    © Oliver Betke

    Chiara: Susanne Zambelly

    © Oliver Betke

    Susanne Zambelly (Chiara) absolvierte ihre Ausbildung an der „Schauspielschule Charlottenburg“ in Berlin. Direkt das erste Engagement führte sie ins Ruhrgebiet, in das sie sich spontan verliebte. Sie steht regelmäßig vor der Kamera (vom "Tatort-Münster" bis hin zu zahlreichen Studentenfilmen) und hat schon früh ihre Leidenschaft für interaktives Theater entdeckt. Seit 2016 ist sie zudem ausgebildete OP-Schwester und arbeitet als Schauspielerin und Regisseurin beim "Backsteintheater" in ihrer Wahlheimat Mülheim an der Ruhr.

  • Sonstige: Ensemble Travados

    Sonstige: Ensemble Travados

Musiktrio

  • Norbert Labatzki

    © privat

    Norbert Labatzki

    © privat

    Norbert Labatzki (Saxophon, Klarinette, Gitarre, Gesang) ist in Gelsenkirchen geboren und studierte in Essen Gesang, Gitarre sowie später Saxophon und Klarinette. Seit 1986 arbeitet er als freischaffender Künstler sowie auch als Performer und Aktionskünstler Dr. Stolzenfelz, unter anderem mit Christoph Schlingensief und Helge Schneider. Des Weiteren ist Norbert Labatzki, der als einer der besten deutschen Klezmer-Klarinettisten gilt, auch als Jazzmusiker, Filmkomponist und Liedermacher im In- und Ausland unterwegs.

  • Anke Göntgen

    © privat

    Anke Göntgen

    © privat

    Anke Göntgen (Kontrabass) studierte Kontrabass an der Musikhochschule Detmold. Als Kontrabassistin spielt sie in verschiedenen Sinfonie- und Kammerorchestern. Außerdem hat sie sich seit mehr als 20 Jahren dem Tango Nuevo verschrieben. Sie ist an der Musikschule der Stadt Bottrop tätig.

  • Ruthilde Holzenkamp

    © privat

    Ruthilde Holzenkamp

    © privat

    Ruthilde Holzenkamp (Akkordeon) absolvierte ihr Musikstudium an der Folkwang-Hochschule Essen mit dem Hauptfach Akkordeon bei Prof. Mie Miki und erlangte dort 1996 die „künstlerische Reife“. Neben verschiedenen Lehrtätigkeiten, etwa an der Universität Köln, konzertiert sie als Solistin oder als Mitglied in verschiedenen Kammermusikensembles sowie in Tanz- und Musiktheaterproduktionen, etwa bei den Duisburger Philharmonikern und dem Künstlerkollektiv Art Core. Ruthilde Holzenkamp ist Mitbegründerin der Damenband „Cherry on The Cake“.

Stückautor / Inszenierungsteam

  • Stückautor: Herbert Knorr

    © Christina Forster

    Stückautor: Herbert Knorr

    © Christina Forster

    Autor des Stücks ist Herbert Knorr (Gelsenkirchen), der seit mehreren Jahrzehnten eine enge Beziehung zu Unna unterhält. Mehr als 25 Jahre lang leitete er bis 2020 das Westfälische Literaturbüro in Unna e. V. in der Nicolaistraße, und organisiert(e) u. a. gemeinsam mit Sigrun Krauß (Stadt Unna) Europas größtes Krimifestival „Mord am Hellweg“. Als Autor hat er sich in Unna mehrfach mit Lesungen aus seinen vielen Büchern vorgestellt, u.a. mit SCHITT HÄPPENS und PUMPERNICKELBLUT. Herbert Knorr hat viele Preise erhalten, u. a. ist er erster Ehrenpreisträger überhaupt des LITERATURPREIS RUHR 2020. Als feststand, an welchem besonderen Ort die Uraufführung seines Stücks stattfinden wird, hat er das Stück dem Zirkusort angemessen angepasst. Mehr zu » Herbert Knorr

  • Künstlerische Leitung / Regie: Wolfram Lenssen

    © privat

    Künstlerische Leitung / Regie: Wolfram Lenssen

    © privat

    Die künstlerische Leitung des Projekts hat Wolfram Lenssen (Wetter an der Ruhr) übernommen, der auch Regie führt. Wolfram Lenssen stammt aus Düsseldorf und ist Regisseur, Szenograph und Licht Designer. In der Region ist Wolfram Lenssen gut bekannt; Ende der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts gründete er das THEATER FORUM LÜNEN (dabei waren damals u. a. Joe Bausch oder Kati Karrenbauer). Lenssen inszeniert Menschen, Räume, Architekturen, Landschaften und Zeitläufte. Seit den 90er Jahren ist er mit mehr als 1000 Inszenierungen, Performances, Choreografien und Installationen international in den unterschiedlichen Welten der Performing Arts unterwegs. Sein Markenzeichen: Interdisziplinäre und multimediale performative Erlebnisse. So schuf er anlässlich der Verleihung des Titels Weltkulturerbe UNESCO 2002 eine artistische, multimediale Gesamtinszenierung der Kokerei Zollverein. Regelmäßig ist er mit seinen Licht- und Klanginszenierungen zu Gast bei den bekannten internationalen Lichtfestivals europaweit. LUX Helsinki, Festival of Lights, Berlin, GLOW Eindhoven, Staro Riga oder das Lichtfestival Essen. Neben seiner Regiearbeit zum „Der Jupp muss wech“ erarbeitet Wolfram Lenssen derzeit eine interaktive Multimedia-Inszenierung am Schauspielhaus Düsseldorf, im Rahmen der UEFA EURO 2024. Sein Ensemble ist auf große Herausforderungen vorbereitet; das Team hat oft zusammengearbeitet. Als Wolfram Lenssen davon erfuhr, dass die Uraufführung des Stücks „Der Jupp muss wech“ in einem Circus stattfinden soll, war er Feuer und Flamme.

  • Musikalische Leitung: Norbert Labatzki

    © Rudi Mayer-Finke

    Musikalische Leitung: Norbert Labatzki

    © Rudi Mayer-Finke

    Der Musiker, Komponist, Autor und Arrangeur *Norbert Labatzki** aus Gelsenkirchen übernimmt die musikalische Leitung. An der Folkwang-Hochschule in Essen studierte er Gesang, Gitarre, Saxophon und Klarinette. 1997 gründete er die Klezmerband „Badeken Di Kallah“ und gilt seitdem als bester deutscher Klezmerklarinettist. Nach einem Klezmerfestival im Ruhrgebiet schrieb sogar die New York Times über Labatzkis Band, die 2010 im Rahmen des "Creole“-Wettbewerbs zur besten Klezmerband im Land gewählt wurde. In den 1980er Jahren vertonte er zahlreiche Autoren des Ruhrgebiets; gemeinsam trat er mit Kalle Gajewsky als Duo Zündholz im In- und Ausland auf. Seit 1986 arbeitet er als freischaffender Musiker, Performer und Aktionskünstler (u.a. mit Christoph Schlingensief und Helge Schneider) und war seit den 1990er Jahren als Musiker-„Anarchist“ in den Rollen von „Mr. Mamboo“ und „Dr. Stolzenfels“ unterwegs. Seitdem Dutzende Programme und Tausende von Auftritten, Solo wie in wechselnden Formationen. 2021/22 konzipierte er seine literarische Revue „Viel zu wenig ist gesagt“ und trat damit u. a. sehr erfolgreich im Ruhrfestspielhaus zu den Ruhrfestspielen auf.

  • Dramaturgie: Stephanie Knoblich

    © privat

    Dramaturgie: Stephanie Knoblich

    © privat

    Stephanie Knoblich, freie Autorin, diverse Texte, Dokumentationen, Sketche, Theaterbearbeitungen. Auch journalistisch tätig mit Schwerpunkt Parks, Gärten und ihre Kulturgeschichte. Seit 2007 Zusammenarbeit mit Wolfram Lenssen (Forum InterArt) als Autorin/Dramaturgin für unterschiedlichste Inszenierungen, etwa Illuminas, UNESCO-Welterbestätte von Riga bis zur Côte d’Azur. Projekte zum Parkmanagement: Stiftung Schloss Dyck, 1999-2014, 2012-2014 EU-Projekt Hybrid Parks. Auslandsaufenthalte: Lugano CH (5 Jahre), New York (2 Jahre). Letzte Arbeiten: „Grenze, Grips und viel Genever“, eine freie Bearbeitung des Theaterstücks „Grenzvolk“ von Jakob Schopmans (Aufführung in Walbeck August 2019).

Mehr zum Stück

Die Posse spielt in der kuschligen Siedlung EMSCHERLAND und handelt vom ehemaligen Sicherheitssteiger Jupp, der sich als Taubenzüchter, Seilscheibenentroster und Kneipengänger nostalgisch seinem vergangenen Bergmannsleben eingerichtet hat. Und von seiner Frau Martha, die endlich alte Zeiten überwinden und sich zur post-post-modernen Frau wandeln und daher „trans“ gehen will. Deshalb möchte Martha ihre „Bergbaumumie“ Jupp, der zudem immer noch im Stehen pinkelt, über die Emscher schicken – und das am Tag ihrer Goldenen Hochzeit.

Als ihre beste Freundin und Nachbarin Emma von Marthas Mordplan erfährt, torpediert sie diesen und schickt sofort ihren Liebhaber, den potenzschwachen ehemaligen Stahlkocher Hans Wurst, in die Wüste, weil sie Karl, den sie schon ewig liebt, nun endlich für sich haben will. Doch so einfach ist das nicht, denn weitere Siedlungsbewohner, etwa Clanchef Roy, die Pizzabäcker-Tochter Chiara oder Marthas Großenkel Tommi haben eigene Interessen. Und dann taucht auch noch ein Dummer August auf, der Martha in die Psychiatrie einweisen will. Überlebt Jupp und wer kriegt wen? Finden Martha und Jupp ihr gemeinsames Glück wieder. Und was ist Glück überhaupt in sich ruhelos „transformierenden“ Zeiten?

ABSURDE POSSE ALS COMMEDIA DELLA RUHR
Anmerkungen zum Stück und seiner Inszenierung

Das Stück "Der Jupp muss wech!" von Herbert Knorr performt Lebens- und Identitätskrisen eines ehemaligen Bergmanns, seiner Frau und ihres Siedlungsmilieus in ganz eigener Weise. Angelegt als absurde Posse, von Wolfram Lenssen inszeniert als COMMEDIA DELLA RUHR, spielt das Stück mit den Themen Bergbau, Zechennostalgie und entsprechenden Klischees. Es handelt von Wandel in einer Welt, die für den einzelnen mit radikalen Transformationen oft kaum nachvollziehbare Änderungen seines Lebensumfeldes mit sich bringen.

Setting des Stücks ist die bunte Zechenkolonie EMSCHERLAND mit einer Vielzahl unterschiedlicher, auch migrantischer Herkünfte, ohne je ein Schmusebullerbü zu sein. So ist die Bergmannsfrau Martha Kowalski seit fast 50 Jahren mit Jupp, einem ehemaligen Sicherheitssteiger verheiratet. Doch kurz vor ihrer Goldenen Hochzeit entscheidet sie plötzlich, dass der Kerl „wech" und „über die Emscher" gehen muss. Jupp steht nämlich ihrer "Metamorphose" in eine postposthypermoderne Frau im Weg. Der angebliche Stehpinkler hat mit der Schließung der letzten Zechen seinen Lebensmittelpunkt verloren und rettet sich als Taubenzüchter mit skurrilen Gesten in die Gegenwart.

Die junge Generation der Kolonie verkörpert dagegen mit viel Vitalität die Integration der ehemaligen „Fremdarbeiter“ und die transformatorische Neu-Orientierung der Region. Mafiöse Strukturen und diverse Clans machen das Leben in der Kolonie in Zeiten großer Veränderungen allerdings nicht leichter. So vibriert die Posse mit ihren Themen und aktuellen Bezügen hinsichtlich Emanzipation, Identitätssuche und Integration am Nerv nicht nur des Ruhrgebiets. Die Inszenierung greift dies alles spielerisch wie kritisch, aber nie ideologisch, dafür heiter, lustvoll und selbst-ironisch auf.

Vordergründig ist die Posse (auch) ein amüsantes Verwirrspiel und Tür-auf-Tür-zu-Stück um falsche und richtige Identitäten mit fünf Paaren aus drei Generationen. Es geht um eine in die Jahre gekommene Ehe, alte Leidenschaften, junge Paare, man betrügt, hintergeht, versöhnt, hasst und liebt sich. In einer unterhaltsamen Verkettung von Intrigen und Verwicklungen mit Slapstick-Momenten bleibt die ständige Überlegung des „Wer kriegt wen?“ und nicht zuletzt die Frage: Schafft es Martha letztlich doch, Jupp über die Emscher zu schicken?

Die Posse wurde in einem hohen Tempo in Szene gesetzt, Pointen folgen Schlag auf Schlag, verschiedene Lichtstimmungen und spezifische Geräuschkulissen verdichten dabei den Raumeindruck und seine Stimmung. Das Stück bekommt zusätzlich Schwung durch viel Musik, Gesang und den Charme der Zirkuswelt. Es kennt neuvertextete „Gassenhauer“, aber auch unbekannte, umgedichtete, ironisierte Texte und Melodien aus Musiktradition und Literatur. Sie brechen die Handlung oder geben den Performern die Möglichkeit, auf anderen Ebenen zu agieren. Im Solo oder mehrstimmigen Gesang werden Gefühle und Sehnsüchte inszeniert, die im üblichen Spiel der Darsteller so nicht vorkommen können.

Der inszenatorische Rückgriff auf die Commedia dell`Arte wird insbesondere von den in der Posse angelegten, völlig überzeichneten Figuren bestimmt. Dadurch erhalten diese eine spannende, zusätzliche Färbung und Charakterisierung. Die besondere Kostümierung spielt für diesen Regieansatz ebenfalls eine wichtige Rolle. Anleihen bei diesem historischen Theatermodell wechseln zudem mit absurden Spielmitteln, um mitunter in die überzogenen Ausdruckformen des expressionistischen Theaters zu münden. Die geht für die für den Circus Travados in Szene gesetzte COMMEDIA DELLA RUHR jedoch nie verloren.

Die Posse bricht – obwohl der rote Faden der vordergründigen Handlung konsequent verfolgt wird – mit einem Mix aus Albernheiten, intellektuellen wie banalen Zitaten, politischen und sonstigen Säuen, musikalischen und circensischen Intermezzi des Öfteren jeden vernünftigen Maßstab. Dennoch oder gerade deshalb kann das von konfusen Versteckspielen, unsinnigen Verkleidungen oder verstörenden Spielbrüchen (vielleicht) verwirrte Publikum fröhlich nach Hause gehen.

Rollen

  • Martha Kowalski, geb. Woitkowiak, unzufriedene Bergmannsfrau
  • Jupp Kowalski, ehemaliger Sicherheitssteiger, Stehpinkler
  • Emma Schinschik, ewige Singlefrau und Küchenphilosophin
  • Hans Wurst, ehemaliger Stahlarbeiter, derb-komisch
  • Tommi, Großenkel Marthas und Jupps
  • Chiara, Tochter des Pizzabäckers und Mafiachefs Cupido anne Ecke
  • Esmahan, Ganzkörperbetuchung tragende Katholikin und Nachbarin
  • Penelope und Odysseus, vom Zeus-Grills umme Ecke
  • Roy, Clan-Chef /Transformationsbeauftragter Kohle und Emscher in eigener Sache
  • Dr. August Rüdiger Polanski, Esmahans Verlobter, Psychologe vom städtischen Dienst, mutiert zum dummen August

ACHTUNG: Für die auswärtigen Aufführungen im Jahr 2024 in Spielstätten und Theatern am Hellweg oder des Ruhrgebiets wird die Inszenierung den lokalen Räumlichen wie technischen Gegebenheiten angepasst, u.a. deshalb, weil dort kein Zirkusrund, sondern Guckkastenbühnen das Spiel vorgeben.

Hier findet Ihr unter dem Titel „Die Emscher-Region erfindet sich neu“ einen Essay von Prof. Dr. Uli Paetzel (Emschergenossenschaft) über Strukturwandel, Transformation und Zukunft in der Emscherregion

Produktionsteam gesamt

Künstlerische Leitung: Wolfram Lenssen (siehe Künstlerische Leitung)
Musikalische Leitung: Norbert Labatzki (siehe Musikalische Leitung)
Dramaturgie: Stephanie Knoblich (siehe Dramaturgie)
Organisatorische Gesamtleitung: Melanie Talotti (Circus Travados/Bemposta e.V.) und Herbert Knorr (siehe Stückautor).
Projektassistenz: Sonja Hartleif
Bühne: N. N.
Kostüm: Sabine Kreiter
Spielleitung/Inspizienz: Melanie Talotti, Sonja Hartleif etc.
Ton/Licht/Logistik: Allround GmbH (Michael Storkebaum)
Grafik & Szenische Fotografie: Jannis Fritsch, Studio Fritsch (Fröndenberg)
Webseite, social media: N. N.

Hauptförderer

In Kooperation mit

Schirmherr

  • Wolfram Kuschke,
    Staatsminister a. D.

    Wolfram Kuschke,
    Staatsminister a. D.

    Wolfram Ehrhardt Kuschke (* 9. April 1950 in Menden), studierte Neuere und Mittlere Geschichte sowie Politikwissenschaft an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. Seit einigen Jahren ist er Ehrenbotschafter an seiner Alma Mater.

    Kuschke wurde 1985 erstmals für die SPD in den Landtag Nordrhein-Westfalen gewählt. Dort übernahm er 1987 den Vorsitz der Kommission „Mensch und Technik“. Von 1990 bis 1998 war er als sozialpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion tätig.

    Kuschke war von 1998 bis 2002 Regierungspräsident des Regierungsbezirks Arnsberg sowie von 2002 bis 2004 Minister im Geschäftsbereich des Ministerpräsidenten und von 2004 bis 2005 Minister für Bundes-, Europaangelegenheiten und Medien des Landes Nordrhein-Westfalen. Aus diesem Amt schied Kuschke infolge der von SPD und Bündnis 90/ Die Grünen verlorenen Landtagswahl im Juni 2005 aus. Seitdem nahm Kuschke sein neu gewonnenes Landtagsmandat wahr, das er 2010 verteidigen konnte. Ab September 2010 war er Vorsitzender des Haupt- und Medienausschusses des Landtags. Zur vorgezogenen Neuwahl 2012 trat Kuschke nicht mehr an und schied infolgedessen aus dem NRW-Landtag aus.

    Er ist Ehrenvorsitzender der Europa-Union Nordrhein-Westfalen und Kuratoriumsvorsitzender der Auslandsgesellschaft in Dortmund sowie Vorsitzender des Westfälischen Literaturbüros in Unna.

    Wolfram Kuschke lebt in Lünen.