Der Jupp muss wech!

oder DIE EMSCHERLANDTRANSFORMATION

Eine absurde Posse mit Musik und Gesang von Herbert Knorr

Mit der turbulenten Posse „Der Jupp muss wech!“ präsentieren wir nach der Uraufführung des Stücks im letzten Jahr auch 2024 weiterhin absurdes (!) Theater. Viel Live-Musik und Gesang ist auch dabei. Ein Abend für viele Sinne! Vordergründig geht es mit dem Jux um eine in die Jahre gekommene Ehe, um junge Leute und alte Liebschaften – man betrügt, hintergeht und versöhnt sich. Hintergründig geht es um falsche und richtige Identitäten in lebhaften Zeiten rasanter Transformationen. Aber Achtung: Je länger das Stück dauert, umso „bekloppter“ wird es.

Martha Kowalski will nicht mehr, ihr Gatte, der Jupp muß wech. Genug mit der überholten Taubenzüchterei, mit dem ewigen Seilscheibenputzen und der bierseligen Bergmannsromantik. Martha will endlich die alten Zeiten überwinden, sich zur postpostmodernen Frau wandeln – sie sucht ein neues Ich und will daher trans gehen. Dafür kann sie ihre „Bergbaumumie“, die angeblich immer noch im Stehen pinkelt, nicht gebrauchen. Ihre Entscheidung steht: Nach ihrer Goldenen Hochzeit, die kurz bevorsteht, will sie Jupp über die Emscher schicken. Wird es ihr gelingen?

Und welche Rolle übernimmt in dem Verwirrspiel um Liebe, Mord und Totschlag der dubiose Clanchef Roy, der die kuschlige Kolonie EMSCHERLAND zu einem Quartier 33.0 umbauen will? Oder Hans Wurst, der ausrangierte Stahlarbeiter? Die skurrile, mitunter derbe Kostümkomödie hält viele weitere außergewöhnliche Figuren, überraschende Wendungen und irrwitzige Situationen vor. Die Posse bietet reichlich übertriebenen Nonsense – vielleicht aber auch tiefere Bedeutung?

Das Publikum erwartet ein Kuriositätenkabinett allererster Güte, es kann staunen über bizarre Absurditäten oder Wunder nehmen über barbarische Herzlosigkeiten und rührseligste Rührseligkeiten. Es muss den Schrecken von Lebewesen aus längst vergangenen Zeiten ertragen, einer ganz speziellen Art der homo sapiens, auch Ruhris genannt, die nicht mehr wissen, wer sie sind und wo sie hingehören, exotische Geschöpfe, die verzweifelt ihr Glück suchen, so oder so.

Das Stück wurde von Wolfram Lenssen 2023 als Commedia della Ruhr inszeniert und für die Aufführungen 2024 von Thos Renneberg bearbeitet. Wer Sinn und Humor für Bizarres und Groteskes hat, wird an diesem Abend viel Spaß haben.

Bevor wir das Stück am 15.11.2024 noch einmal im Circus Travados aufführen, geht es auf Gastspielreise in die Region, u.a. nach Schwerte, Gelsenkirchen, Bad Sassendorf oder Bönen. Weitere Termine sind in Planung und werden veröffentlicht, sobald sie feststehen.

Aufführungen 2023
FR 25. August 2023 | 19.00 Uhr | Circus Travados, Unna (Uraufführung/Premiere)
SO 27. August 2023 | 18.00 Uhr | Circus Travados, Unna
Aufführungen 2024
DO 28. März 2024 | 19.00 Uhr | Rohrmeisterei, Schwerte
SA 13. April 2024 | 19.30 Uhr | Tagungs- und Kulturzentrum Bad Sassendorf
SA 04. Mai 2024 | 19.00 Uhr | Consol Theater, Gelsenkirchen
SA 11. Mai 2024 | 19.00 Uhr | Consol Theater, Gelsenkirchen
FR 14. Juni 2024 | 19.00 Uhr | Förderturm Bönen - Ostpol
FR 15. November 2024 | 19.00 Uhr | Circus Travados, Unna
Bei entsprechender Nachfrage wird es für Aufführungen im Circus Travados weitere Termine geben. 2024 geht das Stück auf Gastspielreise in die Region. Mehr Informationen dazu finden sich zur gegebenen Zeit hier.

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Das Projekt

Das Projekt „Der Jupp muss wech!“ ist ein Netzwerkprojekt der Kulturregion Hellweg unter Federführung von BEMPOSTA e. V. (Circus Travados), das sich zum Ziel gesetzt hat, die Uraufführung des gleichnamigen Stückes umzusetzen und das Stück in der Region und darüber hinaus bekannt zu machen – auch deshalb, weil die drängenden Themen des Stücks – Strukturwandel, Bergbautradition, Tranformation, soziale Folgen, Identitätsfragen -, die diese Region betreffen, kaum oder gar nicht auf den Spielplänen der Theater an Lippe, Emscher und Ruhr zu finden sind.

Kooperationspartner und Spielstätten des Netzwerkprojektes sind: Tagungs- und Kulturzentrum Bad Sassendorf (Hof Haulle), Gemeinde Bönen mit Turm Zeche Königsborn ¾ (Ostpol Ruhrgebiet), Stadt Gelsenkirchen (Kulturamt) und Consol Theater Gelsenkirchen, Stadt Hamm (mit Kurparktheater), Stadt Lünen mit Heinz-Hilpert-Theater, Kreis Unna, Kreisstadt Unna und Rohrmeisterei Schwerte.

Schauspielensemble

  • Jupp: Angelo Enghausen Micaela

    © Georg Pieron

    Jupp: Angelo Enghausen Micaela

    © Georg Pieron

    Angelo Enghausen Micaela, wurde in den 70ern in Niedersachsen geboren und wohnt seit über 30 Jahren in Dortmund. Seit mehr als 20 Jahren ist er auf vielen Bühnen der Republik zu sehen. Dem hiesigen Publikum an Ruhr und Emscher ist er bekannt durch seine Arbeiten am STRATMANNS und dem GREND Theater Essen (vormals Theater FREUDENHAUS), dem KRESCH Theater Krefeld, dem FLETCH BIZZEL und dem DEPOT Theater in Dortmund und vielen mehr. Seit 2021 ist er festes Ensemblemitglied des alternativen Karnevals „Geierabend“ in Dortmund.

  • Martha: Sandra Wickenburg

    © Sivani Boxall

    Martha: Sandra Wickenburg

    © Sivani Boxall

    Sandra Wickenburg geb. 1970, lebt und arbeitet als freie Schauspielerin in Bochum. Bisherige Stationen waren und sind u.a. Theaterpädagogische Werkstatt Osnabrück, Theater Glassbooth Essen, Krimidinner das Original, Schlossfestspiele Hohenlimburg oder das Schauspielhaus Bochum. Zuletzt zu sehen war Sandra Wickenburg im Theater im Depot Dortmund oder beim Kunstkollektiv Artscenico in den Performances FEMALE SPLATTER oder DORFORGIEN sowie als Mutter Agnes in dem Kultklassiker „Freunde der italienischen Oper“ im Theater Freudenhaus im GREND Essen. Außerdem spielt sie Unternehmenstheater, Kindertheater und ist Ensemblemitglied der „Bekannten Künstler“.

  • Emma: Caroline Keufen

    © Meike Willner

    Emma: Caroline Keufen

    © Meike Willner

    Caroline Keufen (Emma) studierte Schauspiel an der Theaterakademie Spielstatt Ulm und fand in Wuppertal als selbständige Künstlerin den Boden für vielfältige interdisziplinäre Projekte. Sie veranstaltet und inszeniert literarische Spaziergänge und multimediale Performances und arbeitet als Sprecherin und Moderatorin. Sie liebt den direkten Kontakt zum Publikum, das Spektakel unter freiem Himmel und nicht zuletzt die Komödie. Mit eigenen Inszenierungen und im Ensemble ist sie mit interaktiven Theaterparcouren, Dinner Shows und Walking Acts auch international unterwegs. In der aktuellen Spielzeit ist Caroline Keufen in FORTUNA erstmals im Theater Freundenhaus Essen zu sehen.

  • Hans Wurst: Sascha von Zambelly

    © Privat

    Hans Wurst: Sascha von Zambelly

    © Privat

    Sascha von Zambelly geboren in Wien, Sozialisation (Flegel- & Pöbeljahre) im Ruhrgebiet; und der Pott ließ und lässt nicht los! Nach der Ausbildung zum Schauspieler am renommierten TiC-Theater in Wuppertal folgen diverse Engagements u.a. am Schauspiel Essen, den Theatern Freiburg und Bielefeld und dem Nationaltheater Mannheim. Der freien Szene ist Saschavon Zambelly stets treu geblieben: 10 Jahre gehörte er dem Kernensemble des Schaffhauser Theaterspektakels an; über 15 Jahre, ebenfalls als impulsgebender Spieler, war er bei einem der größten Event-Anbieter in Essen dabei. Immer wieder organisierte und gestaltete er auch eigene Produktionen, Lesungen, Chanson-Abende. 2012 Start in die Sprecher-Welt: Computer- und Hörspiele, Animes, Synchron und Doku. Seit 2018 ist er festes Mitglied der Künstlergruppe ARTscenico, seit 2021 gehört er dem Gründungsensemble der Oberhausener Schlossnächte an, seit 2022 ist er neues Ensemblemitglied von TANZGEBIET und des GRENDTheaters Essen (vormals Theater Freudenhaus). Im Juni 2023 hatte seine erste Inszenierung am Theater Pforzheim Premiere: „Das Cabinet des Dokto Caligari“.

  • Heiopei: Thos Renneberg

    © privat

    Heiopei: Thos Renneberg

    © privat

    Thos Renneberg (Heiopei, Dummer August) ist gebürtig aus Essen und dem Ruhrgebiet verbunden geblieben. Zu Beginn seiner Karriere verdiente er sich allerdings seine Sporen am Prinzregent-Theater in München, an der Deutschen Oper am Rhein und am Schauspiel Köln. Mit dem Theater Narrattak tourte er seit 1990 von Nordholstein bis zur Steiermark. Sein Lebensmittelpunkt blieb jedoch immer der Ruhrpott mit seinen einzigartigen Menschen. Hier ist mit verschiedensten Engagements als Schauspieler, Lehrer und Regisseur unterwegs. Im Theater Freudenhaus in Essen ist er aktuell in „Stillstand” und „Fortuna oder die Suche nach dem Glück“ zu sehen.

  • Tommi: Joeri Burger

    © Carmen Körner

    Tommi: Joeri Burger

    © Carmen Körner

    Joeri Burger (Tommi) wurde in NL geboren, machte seine Ausbildung an der Fachschule der Künste in Amsterdam und ergänzte sie durch Gesangsunterricht, Kameratraining sowie Impuls- und Improvisationstheater. Als Schauspieler verkörperte er Rollen in der West Side Story, Jesus Christ Superstar, Cabaret, Die Schöne und das Biest, Robin Hood und The Fantastiks. 2013 verkörperte er die Titelrolle des gleichnamigen KJT- Weihnachtsmärchen „Pinocchio“ . Seit 2010 gehört er zum Ensemble der Kölner Schauspielgruppe "Filmtheater", wo er in verschiedene Stücke in Haupt – und Nebenrollen zu sehen ist. 2022 produzierte er eine eigene Produktion „Abends in der Firma“, in der er selber mitspielt, singt und tanzt.

  • Esmahan/Penelope: Simone Röbern

    © Thomas Eicher

    Esmahan/Penelope: Simone Röbern

    © Thomas Eicher

    Simone Röbern (Penelope / Esmahan) ist Schauspielerin, Autorin und Coach und lebt in Bochum.
    Sie arbeitet für verschiedene Theater, als Sprecherin und schreibt Kurzgeschichten. Seit einigen Jahren
    arbeitet sie als Coach in der systemischen Beratung mit Jugendlichen und Erwachsenen.

  • Roy/Odysseus: Thorsten Strunk

    © privat

    Roy/Odysseus: Thorsten Strunk

    © privat

    Thorsten Strunk (Roy/Odysseus), geboren in Lemgo, wohnhaft in Bochum. Seit 1992 freier Schauspieler. Stationen u.a.: Theaterlabor Bielefeld, Schauspielhaus Bochum, Kindertheater AugenBlick Düsseldorf, Salto Theater Dortmund, Theater an der Luegallee Düsseldorf, Das Vollplaybacktheater (VPT) Wuppertal, Theaterpädagogische Werkstatt Osnabrück, Theater im Depot Dortmund. Seit 2015 Theaterpädagoge (BuT©). Verschiedene Regiearbeiten u.a.: 2022 „Die menschliche Stimme“ von Jean Cocteau und „Herta Liebig – Höhepunkte einer Pharmareferentin“. Aktuell zu sehen in verschiedenen Produktionen im Theater Freudenhaus Essen oder KRESCHtheater Krefeld.

  • Chiara: Susanne Zambelly

    © Oliver Betke

    Chiara: Susanne Zambelly

    © Oliver Betke

    Susanne Zambelly (Chiara) absolvierte ihre Ausbildung an der „Schauspielschule Charlottenburg“ in Berlin. Direkt das erste Engagement führte sie ins Ruhrgebiet, in das sie sich spontan verliebte. Sie steht regelmäßig vor der Kamera (vom "Tatort-Münster" bis hin zu zahlreichen Studentenfilmen) und hat schon früh ihre Leidenschaft für interaktives Theater entdeckt. Seit 2016 ist sie zudem ausgebildete OP-Schwester und arbeitet als Schauspielerin und Regisseurin beim "Backsteintheater" in ihrer Wahlheimat Mülheim an der Ruhr.

  • Sonstige: Ensemble Travados

    Sonstige: Ensemble Travados

Musiktrio

  • Norbert Labatzki

    © privat

    Norbert Labatzki

    © privat

    Norbert Labatzki (Saxophon, Klarinette, Gitarre, Gesang) ist in Gelsenkirchen geboren und studierte in Essen Gesang, Gitarre sowie später Saxophon und Klarinette. Seit 1986 arbeitet er als freischaffender Künstler sowie auch als Performer und Aktionskünstler Dr. Stolzenfelz, unter anderem mit Christoph Schlingensief und Helge Schneider. Des Weiteren ist Norbert Labatzki, der als einer der besten deutschen Klezmer-Klarinettisten gilt, auch als Jazzmusiker, Filmkomponist und Liedermacher im In- und Ausland unterwegs.

  • Anke Göntgen

    © privat

    Anke Göntgen

    © privat

    Anke Göntgen (Kontrabass) studierte Kontrabass an der Musikhochschule Detmold. Als Kontrabassistin spielt sie in verschiedenen Sinfonie- und Kammerorchestern. Außerdem hat sie sich seit mehr als 20 Jahren dem Tango Nuevo verschrieben. Sie ist an der Musikschule der Stadt Bottrop tätig.

  • Ruthilde Holzenkamp

    © privat

    Ruthilde Holzenkamp

    © privat

    Ruthilde Holzenkamp (Akkordeon) absolvierte ihr Musikstudium an der Folkwang-Hochschule Essen mit dem Hauptfach Akkordeon bei Prof. Mie Miki und erlangte dort 1996 die „künstlerische Reife“. Neben verschiedenen Lehrtätigkeiten, etwa an der Universität Köln, konzertiert sie als Solistin oder als Mitglied in verschiedenen Kammermusikensembles sowie in Tanz- und Musiktheaterproduktionen, etwa bei den Duisburger Philharmonikern und dem Künstlerkollektiv Art Core. Ruthilde Holzenkamp ist Mitbegründerin der Damenband „Cherry on The Cake“.

Stückautor / Inszenierungsteam

  • Stückautor: Herbert Knorr

    © Christina Forster

    Stückautor: Herbert Knorr

    © Christina Forster

    Autor des Stücks ist Herbert Knorr (Gelsenkirchen), der seit mehreren Jahrzehnten eine enge Beziehung zu Unna unterhält. Mehr als 25 Jahre lang leitete er bis 2020 das Westfälische Literaturbüro in Unna e. V. in der Nicolaistraße, und organisiert(e) u. a. gemeinsam mit Sigrun Krauß (Stadt Unna) Europas größtes Krimifestival „Mord am Hellweg“. Als Autor hat er sich in Unna mehrfach mit Lesungen aus seinen vielen Büchern vorgestellt, u.a. mit SCHITT HÄPPENS und PUMPERNICKELBLUT. Herbert Knorr hat viele Preise erhalten, u. a. ist er erster Ehrenpreisträger überhaupt des LITERATURPREIS RUHR 2020. Als feststand, an welchem besonderen Ort die Uraufführung seines Stücks stattfinden wird, hat er das Stück dem Zirkusort angemessen angepasst. Mehr zu » Herbert Knorr

  • Künstlerische Leitung / Regie: Wolfram Lenssen

    © privat

    Künstlerische Leitung / Regie: Wolfram Lenssen

    © privat

    Die künstlerische Leitung des Projekts hatte Wolfram Lenssen (Wetter an der Ruhr) übernommen, der auch Regie führte. Wolfram Lenssen stammt aus Düsseldorf und ist Regisseur, Szenograph und Licht Designer. In der Region ist Wolfram Lenssen gut bekannt; Ende der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts gründete er das THEATER FORUM LÜNEN (dabei waren damals u. a. Joe Bausch oder Kati Karrenbauer). Lenssen inszeniert Menschen, Räume, Architekturen, Landschaften und Zeitläufte. Seit den 90er Jahren ist er mit mehr als 1000 Inszenierungen, Performances, Choreografien und Installationen international in den unterschiedlichen Welten der Performing Arts unterwegs. Sein Markenzeichen: Interdisziplinäre und multimediale performative Erlebnisse. So schuf er anlässlich der Verleihung des Titels Weltkulturerbe UNESCO 2002 eine artistische, multimediale Gesamtinszenierung der Kokerei Zollverein. Regelmäßig ist er mit seinen Licht- und Klanginszenierungen zu Gast bei den bekannten internationalen Lichtfestivals europaweit. LUX Helsinki, Festival of Lights, Berlin, GLOW Eindhoven, Staro Riga oder das Lichtfestival Essen. Neben seiner Regiearbeit zum „Der Jupp muss wech“ erarbeitet Wolfram Lenssen derzeit eine interaktive Multimedia-Inszenierung am Schauspielhaus Düsseldorf, im Rahmen der UEFA EURO 2024. Sein Ensemble ist auf große Herausforderungen vorbereitet; das Team hat oft zusammengearbeitet. Als Wolfram Lenssen davon erfuhr, dass die Uraufführung des Stücks „Der Jupp muss wech“ in einem Circus stattfinden soll, war er Feuer und Flamme. Für die Aufführungen 2024 hat Thos Renneberg die Inszenierung bearbeitet.

  • Musikalische Leitung: Norbert Labatzki

    © Rudi Mayer-Finke

    Musikalische Leitung: Norbert Labatzki

    © Rudi Mayer-Finke

    Der Musiker, Komponist, Autor und Arrangeur *Norbert Labatzki** aus Gelsenkirchen übernimmt die musikalische Leitung. An der Folkwang-Hochschule in Essen studierte er Gesang, Gitarre, Saxophon und Klarinette. 1997 gründete er die Klezmerband „Badeken Di Kallah“ und gilt seitdem als bester deutscher Klezmerklarinettist. Nach einem Klezmerfestival im Ruhrgebiet schrieb sogar die New York Times über Labatzkis Band, die 2010 im Rahmen des "Creole“-Wettbewerbs zur besten Klezmerband im Land gewählt wurde. In den 1980er Jahren vertonte er zahlreiche Autoren des Ruhrgebiets; gemeinsam trat er mit Kalle Gajewsky als Duo Zündholz im In- und Ausland auf. Seit 1986 arbeitet er als freischaffender Musiker, Performer und Aktionskünstler (u.a. mit Christoph Schlingensief und Helge Schneider) und war seit den 1990er Jahren als Musiker-„Anarchist“ in den Rollen von „Mr. Mamboo“ und „Dr. Stolzenfels“ unterwegs. Seitdem Dutzende Programme und Tausende von Auftritten, Solo wie in wechselnden Formationen. 2021/22 konzipierte er seine literarische Revue „Viel zu wenig ist gesagt“ und trat damit u. a. sehr erfolgreich im Ruhrfestspielhaus zu den Ruhrfestspielen auf.

  • Dramaturgie: Stephanie Knoblich

    © privat

    Dramaturgie: Stephanie Knoblich

    © privat

    Stephanie Knoblich, freie Autorin, diverse Texte, Dokumentationen, Sketche, Theaterbearbeitungen. Auch journalistisch tätig mit Schwerpunkt Parks, Gärten und ihre Kulturgeschichte. Seit 2007 Zusammenarbeit mit Wolfram Lenssen (Forum InterArt) als Autorin/Dramaturgin für unterschiedlichste Inszenierungen, etwa Illuminas, UNESCO-Welterbestätte von Riga bis zur Côte d’Azur. Projekte zum Parkmanagement: Stiftung Schloss Dyck, 1999-2014, 2012-2014 EU-Projekt Hybrid Parks. Auslandsaufenthalte: Lugano CH (5 Jahre), New York (2 Jahre). Letzte Arbeiten: „Grenze, Grips und viel Genever“, eine freie Bearbeitung des Theaterstücks „Grenzvolk“ von Jakob Schopmans (Aufführung in Walbeck August 2019).

Mehr zum Stück

Die Posse spielt in der kuschligen Siedlung EMSCHERLAND und handelt vom ehemaligen Sicherheitssteiger Jupp, der sich als Taubenzüchter, Seilscheibenentroster und Kneipengänger nostalgisch seinem vergangenen Bergmannsleben eingerichtet hat. Und von seiner Frau Martha, die endlich alte Zeiten überwinden und sich zur post-post-modernen Frau wandeln und daher „trans“ gehen will. Deshalb möchte Martha ihre „Bergbaumumie“ Jupp, der zudem immer noch im Stehen pinkelt, über die Emscher schicken – und das am Tag ihrer Goldenen Hochzeit.

Als ihre beste Freundin und Nachbarin Emma von Marthas Mordplan erfährt, torpediert sie diesen und schickt sofort ihren Liebhaber, den potenzschwachen ehemaligen Stahlkocher Hans Wurst, in die Wüste, weil sie Karl, den sie schon ewig liebt, nun endlich für sich haben will. Doch so einfach ist das nicht, denn weitere Siedlungsbewohner, etwa Clanchef Roy, die Pizzabäcker-Tochter Chiara oder Marthas Großenkel Tommi haben eigene Interessen. Und dann taucht auch noch ein Dummer August auf, der Martha in die Psychiatrie einweisen will. Überlebt Jupp und wer kriegt wen? Finden Martha und Jupp ihr gemeinsames Glück wieder. Und was ist Glück überhaupt in sich ruhelos „transformierenden“ Zeiten?

ABSURDE POSSE ALS COMMEDIA DELLA RUHR
Anmerkungen zum Stück und seiner Inszenierung

Das Stück "Der Jupp muss wech!" von Herbert Knorr performt Lebens- und Identitätskrisen eines ehemaligen Bergmanns, seiner Frau und ihres Siedlungsmilieus in ganz eigener Weise. Angelegt als absurde Posse, von Wolfram Lenssen inszeniert als COMMEDIA DELLA RUHR, spielt das Stück mit den Themen Bergbau, Zechennostalgie und entsprechenden Klischees. Es handelt von Wandel in einer Welt, die für den einzelnen mit radikalen Transformationen oft kaum nachvollziehbare Änderungen seines Lebensumfeldes mit sich bringen.

Setting des Stücks ist die bunte Zechenkolonie EMSCHERLAND mit einer Vielzahl unterschiedlicher, auch migrantischer Herkünfte, ohne je ein Schmusebullerbü zu sein. So ist die Bergmannsfrau Martha Kowalski seit fast 50 Jahren mit Jupp, einem ehemaligen Sicherheitssteiger verheiratet. Doch kurz vor ihrer Goldenen Hochzeit entscheidet sie plötzlich, dass der Kerl „wech" und „über die Emscher" gehen muss. Jupp steht nämlich ihrer "Metamorphose" in eine postposthypermoderne Frau im Weg. Der angebliche Stehpinkler hat mit der Schließung der letzten Zechen seinen Lebensmittelpunkt verloren und rettet sich als Taubenzüchter mit skurrilen Gesten in die Gegenwart.

Die junge Generation der Kolonie verkörpert dagegen mit viel Vitalität die Integration der ehemaligen „Fremdarbeiter“ und die transformatorische Neu-Orientierung der Region. Mafiöse Strukturen und diverse Clans machen das Leben in der Kolonie in Zeiten großer Veränderungen allerdings nicht leichter. So vibriert die Posse mit ihren Themen und aktuellen Bezügen hinsichtlich Emanzipation, Identitätssuche und Integration am Nerv nicht nur des Ruhrgebiets. Die Inszenierung greift dies alles spielerisch wie kritisch, aber nie ideologisch, dafür heiter, lustvoll und selbst-ironisch auf.

Vordergründig ist die Posse (auch) ein amüsantes Verwirrspiel und Tür-auf-Tür-zu-Stück um falsche und richtige Identitäten mit fünf Paaren aus drei Generationen. Es geht um eine in die Jahre gekommene Ehe, alte Leidenschaften, junge Paare, man betrügt, hintergeht, versöhnt, hasst und liebt sich. In einer unterhaltsamen Verkettung von Intrigen und Verwicklungen mit Slapstick-Momenten bleibt die ständige Überlegung des „Wer kriegt wen?“ und nicht zuletzt die Frage: Schafft es Martha letztlich doch, Jupp über die Emscher zu schicken?

Die Posse wurde in einem hohen Tempo in Szene gesetzt, Pointen folgen Schlag auf Schlag, verschiedene Lichtstimmungen und spezifische Geräuschkulissen verdichten dabei den Raumeindruck und seine Stimmung. Das Stück bekommt zusätzlich Schwung durch viel Musik, Gesang und den Charme der Zirkuswelt. Es kennt neuvertextete „Gassenhauer“, aber auch unbekannte, umgedichtete, ironisierte Texte und Melodien aus Musiktradition und Literatur. Sie brechen die Handlung oder geben den Performern die Möglichkeit, auf anderen Ebenen zu agieren. Im Solo oder mehrstimmigen Gesang werden Gefühle und Sehnsüchte inszeniert, die im üblichen Spiel der Darsteller so nicht vorkommen können.

Der inszenatorische Rückgriff auf die Commedia dell`Arte wird insbesondere von den in der Posse angelegten, völlig überzeichneten Figuren bestimmt. Dadurch erhalten diese eine spannende, zusätzliche Färbung und Charakterisierung. Die besondere Kostümierung spielt für diesen Regieansatz ebenfalls eine wichtige Rolle. Anleihen bei diesem historischen Theatermodell wechseln zudem mit absurden Spielmitteln, um mitunter in die überzogenen Ausdruckformen des expressionistischen Theaters zu münden. Die geht für die für den Circus Travados in Szene gesetzte COMMEDIA DELLA RUHR jedoch nie verloren.

Die Posse bricht – obwohl der rote Faden der vordergründigen Handlung konsequent verfolgt wird – mit einem Mix aus Albernheiten, intellektuellen wie banalen Zitaten, politischen und sonstigen Säuen, musikalischen und circensischen Intermezzi des Öfteren jeden vernünftigen Maßstab. Dennoch oder gerade deshalb kann das von konfusen Versteckspielen, unsinnigen Verkleidungen oder verstörenden Spielbrüchen (vielleicht) verwirrte Publikum fröhlich nach Hause gehen.

Rollen

  • Martha Kowalski, geb. Woitkowiak, unzufriedene Bergmannsfrau
  • Jupp Kowalski, ehemaliger Sicherheitssteiger, Stehpinkler
  • Emma Schinschik, ewige Singlefrau und Küchenphilosophin
  • Hans Wurst, ehemaliger Stahlarbeiter, derb-komisch
  • Tommi, Großenkel Marthas und Jupps
  • Chiara, Tochter des Pizzabäckers und Mafiachefs Cupido anne Ecke
  • Esmahan, Ganzkörperbetuchung tragende Katholikin und Nachbarin
  • Penelope und Odysseus, vom Zeus-Grills umme Ecke
  • Roy, Clan-Chef /Transformationsbeauftragter Kohle und Emscher in eigener Sache
  • Dr. August Rüdiger Polanski, Esmahans Verlobter, Psychologe vom städtischen Dienst, mutiert zum dummen August

ACHTUNG: Für die auswärtigen Aufführungen im Jahr 2024 in Spielstätten und Theatern am Hellweg oder des Ruhrgebiets wird die Inszenierung den lokalen Räumlichen wie technischen Gegebenheiten angepasst, u.a. deshalb, weil dort kein Zirkusrund, sondern Guckkastenbühnen das Spiel vorgeben.

Hier findet Ihr unter dem Titel „Die Emscher-Region erfindet sich neu“ einen Essay von Prof. Dr. Uli Paetzel (Emschergenossenschaft) über Strukturwandel, Transformation und Zukunft in der Emscherregion

Produktionsteam gesamt

Künstlerische Leitung: Wolfram Lenssen (siehe Künstlerische Leitung)
Musikalische Leitung: Norbert Labatzki (siehe Musikalische Leitung)
Dramaturgie: Stephanie Knoblich (siehe Dramaturgie)
Organisatorische Gesamtleitung: Melanie Talotti (Circus Travados/Bemposta e.V.) und Herbert Knorr (siehe Stückautor).
Projektassistenz: Sonja Hartleif
Bühne: N. N.
Kostüm: Sabine Kreiter
Spielleitung/Inspizienz: Melanie Talotti, Sonja Hartleif etc.
Ton/Licht/Logistik: Allround GmbH (Michael Storkebaum)
Grafik & Szenische Fotografie: Jannis Fritsch, Studio Fritsch (Fröndenberg)
Webseite, social media: N. N.

Hauptförderer

In Kooperation mit

Schirmherr

  • Wolfram Kuschke,
    Staatsminister a. D.

    Wolfram Kuschke,
    Staatsminister a. D.

    Wolfram Ehrhardt Kuschke (* 9. April 1950 in Menden), studierte Neuere und Mittlere Geschichte sowie Politikwissenschaft an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. Seit einigen Jahren ist er Ehrenbotschafter an seiner Alma Mater.

    Kuschke wurde 1985 erstmals für die SPD in den Landtag Nordrhein-Westfalen gewählt. Dort übernahm er 1987 den Vorsitz der Kommission „Mensch und Technik“. Von 1990 bis 1998 war er als sozialpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion tätig.

    Kuschke war von 1998 bis 2002 Regierungspräsident des Regierungsbezirks Arnsberg sowie von 2002 bis 2004 Minister im Geschäftsbereich des Ministerpräsidenten und von 2004 bis 2005 Minister für Bundes-, Europaangelegenheiten und Medien des Landes Nordrhein-Westfalen. Aus diesem Amt schied Kuschke infolge der von SPD und Bündnis 90/ Die Grünen verlorenen Landtagswahl im Juni 2005 aus. Seitdem nahm Kuschke sein neu gewonnenes Landtagsmandat wahr, das er 2010 verteidigen konnte. Ab September 2010 war er Vorsitzender des Haupt- und Medienausschusses des Landtags. Zur vorgezogenen Neuwahl 2012 trat Kuschke nicht mehr an und schied infolgedessen aus dem NRW-Landtag aus.

    Er ist Ehrenvorsitzender der Europa-Union Nordrhein-Westfalen und Kuratoriumsvorsitzender der Auslandsgesellschaft in Dortmund sowie Vorsitzender des Westfälischen Literaturbüros in Unna.

    Wolfram Kuschke lebt in Lünen.